Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, die Medizinische Klinik I Bereich Pneumologie, veranstaltete nun schon die 14. Tagung zur Thematik „Atemnot bei internistischen Erkrankungen – Pulmonale Hypertonie“. Dabei sollen sowohl niedergelassene Ärzte in ihren Fachpraxen als auch Pneumologen und Kardiologen in den Krankenhäusern Anregungen erhalten, wie man sich dieser wichtigen klinischen Problematik nähern kann.
Auf Grund des großen Interesses und Anmeldung an dieser Veranstaltung musste die Weiterbildung in einem größeren Tagungsraum als bisher stattfinden. Auch einige Patienten und deren Angehörige aus dem Landesverband Sachsen weilten unter den interessierten Zuhörern.
Am Freitagabend eröffnete Prof. Dr. med. G. Höffken die Tagung mit dem Hinweis, dass er nun als Pensionär den Staffelstab für die Leitung und Organisation der traditionellen Tagung an PD Dr. med. M. Halank weitergibt.
Viele uns bekannte Ärzte, nicht nur aus dem Mitteldeutschen Raum, waren hier als Referenten tätig.
Dr. med. Th. Blankenburg eröffnete den Reigen zum Thema „Ursachen der Dyspnoe“. Schon bei der Aufzählung von mehr als 30 häufigen Krankheiten mit Dyspnoe in der inneren Medizin macht deutlich wie wichtig, umfangreich und schwierig dieses Thema ist. Neben uns leiden u.a. 95% bei COPD und 50-70% der kranken Krebspatienten unter Atemnot. Die Ursachen bei internistischen Erkrankungen reichen vom erhöhtem Atemwiderstand und ineffektiver Atemarbeit über primärer Atempumpinsuffizienz (Last-Kapazitäts-Imballance) bis hin zur geänderten Wahrnehmung von Atemnot bei psychogenen Krankheiten.
Prof. Dr. med. R. Ewert schloss sich mit der „Dyspnoe-Pathophysiologie“ an. Er wies u. a. daraufhin, dass dabei die chemischen Faktoren wie der ph-Wert, CO2- und O2- Sensoren eine entscheidende Rolle spielen. Bei der Quantifizierung der Dyspnoe sind die „Borg-Skala“ oder NYHA- Klassen von Bedeutung, mit diesen sind unsere PH- Patienten ausreichend bekannt. Bei dem psychologischen Aspekt der „Atemnot“ ist von Bedeutung, dass die Luftnot-Wahrnehmung bei Frauen höher ist. Die Dyspnoe-Wahrnehmung ist entscheidend abhängig von den emotionalen-, psychologischen-, physiologischen- und Umgebungsbedingungen.
Dr. med. J. Winkler wies auf die außerordentliche Bedeutung des Zusammenspiels von Pneumologe und Kardiologe bei der „Genese der Dyspnoe in der Praxis“ hin. Bei unklarer Dyspnoe wird mit der Spiroergometrie der Zusammenhang von Muskel-Herz-Lunge deutlich und ist bedeutend für die Diagnosestellung. Der RHK differenziert dann zwischen Links- und Rechtsherzerkrankungen. Dr. Winkler machte auch wieder deutlich, wie wichtig die Bestimmung des BNP Wertes sein kann für die Feststellung der Lungengesundheit.
Am Samstagmorgen widmete sich Prof. Dr. med. S. Hammerschmidt der “Diagnose und Therapie bei COPD“. Beachtung bei der Diagnose sollte sowohl die Therapie als auch das Leben mit COPD finden. Die Therapie geht auch hier über die Kombinationstherapie bis hin zur Lungentransplantation.
Im Anschluss referierte PD Dr. med. D. Koschel über die „Neue“ Klassifizierung bei „Lungenfibrose“. Er wies auf die Bedeutung der Radiologie für die Diagnosestellung hin und dass das UIP- Muster nicht immer gleich IPF ist. Die Transbronchiale Zangenbiopsie wird zunehmend durch die Kryobiopsie abgelöst, da hier durch kurzzeitiges Einfrieren die Probe nicht gequetscht wird und so für eine definitive Diagnose zur Verfügung steht. 2015 sollen neue Leitlinien für die Therapie kommen. Für einige Patienten mit Lungenfibrose stehen noch keine hinreichenden Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, Hoffnung sehen auch hier die Ärzte in neuen Studien.
Prof. Dr. med. S. Schellong machte deutlich, dass bei einem Verdacht auf „Lungenembolie“ das klinische Zustandsbild und die Aufmerksamkeit bei der Erstaufnahme des Patienten wesentlich sind. Bei Intensivpatienten mit instabilem Kreislauf soll möglichst vorher ein CT gemacht werden, wohin gegen bei Patienten mit normalem Kreislauf darauf verzichtet werden sollte, um die Strahlenbelastung so gering wie möglich zu halten. Mit dem Umweg über den Ultraschall lässt sich manchmal der „Herd“ finden und die Therapie einleiten sowie den Klinikaufenthalt verkürzen. In Studien zeigten neue Medikamente die gleiche Wirkung wie die alten bisher.
Nach einer kleinen Stärkung und vielen Gesprächen währen der Kaffeepause setzte Dr. med. H. Schrötter die Tagung mit einem „Update zur PH-Diagnostik“ fort. Ein Problem stellt immer noch der hohe Grad an PAP-Fehlabschätzung dar. Wir kennen alle nur zu gut die Diagnostikschritte bei PH. Der RHC ist nach wie vor Goldstandard, aber auch die Biomarker sind Zeichen der RV Dysfunktion. Um frühzeitig die PH zu erkennen ist die Echokardiographie von entscheidender Bedeutung. Der RHC soll erst genutzt werden, wenn durch nicht invasive Methoden es den Schluss einer PH zulässt.
Prof. Dr. med. E. Grünig sprach zu dem Thema „PAH-wann, welche Therapie“. Zu Beginn erläuterte er an einem Fallbeispiel wie unberechenbar die Wirkung der Diagnosestellung und Therapie bei den Patienten sein kann und wie bedeutsam eine psychologische Betreuung der neu diagnostizierten Patienten ist. Er zeigte u. a. auf, dass das inzwischen zugelassene „Riociguat“ (PDE-5 Inhibitoren-oral) deutlich die 6 Minuten Gehstrecke verbessert und das Herz verkleinert. Eine positive Wirkung für die Patienten, einschließlich einer signifikanten Verbesserung der NYHA-Klasse, wies auch das „Macitentan“ (ET-1 Receptor Antagonisten-oral) auf. Das „Selexipag“ (Prostanoid), welches in der größten Studie (GRIPHON Studie) getestet wurde, zeigt ähnlich positive Auswirkungen für die Patienten auch hinsichtlich der Morbidität und der Reduktion der Mortalität. Untersuchungen zeigen den positiven Effekt einer Mehrfach-Therapie sofort nach Diagnosestellung. So sollte bei neuen Patienten evt. gleich eine Dreifach-Kombination Therapie einsetzen. Aber es wurde auch festgestellt, dass „Bosentan“ und „Sildenafil“ nicht gut zusammen wirken. Eine signifikante Verbesserung z.B. der Gehstrecke, der Lebensqualität, der Atemmuskulatur, der Sauerstoffaufnahme und der Hämodynamik kann auch durch ein spezielles Training (Rehaverfahren) erreicht werden, da durch den Muskelaufbau die Herzbelastung sinkt. Es sollte nach der Rehamaßnahme regelmäßig zu Hause (mind. 15min/Tag an 5 Tagen/Woche) fortgeführt werden.
PD Dr. med. H.-J. Seyfarth freute sich über seinen 10. Auftritt bei dieser Tagung seit 2003 und nahm sich der „CTEPH“ an. Da bei chronischen Thromben nur 4% der Patienten eine PH entwickeln ist als erstes eine Antikoagulationstherapie von Bedeutung bevor weitere Behandlungsmöglichkeiten bis hin zur OP einsetzen.
Zum Abschluss forderte das Thema „Non-PAH PH – Diagnose und Therapie“, dargeboten von PD Dr. med. C. Opitz, noch einmal volle Konzentration. Einen großen Umfang nimmt die „off label“ Behandlung ein. Dr. Opitz verwies auf die Bedeutung der Höhe des PAPm bei der Entscheidung, ob die PH behandelt oder die Grunderkrankung und nicht die PH behandelt werden sollte. Er ging der Frage nach, was trennt PAH von NON PAH und welche Übergänge gibt es. Entscheidend ist immer die optimale Diagnose und Therapie der Grunderkrankung und die Behandlung ist immer eine Einzelfallentscheidung im PH-Zentrum.
Mit umfangreichem neuem Wissen, Erkenntnissen und Erfahrungen wurden wir in das Wochenende entlassen. Die PH sorgt weiterhin für intensiven Gesprächsstoff und die Fortschritte in der medikamentösen Therapie lassen uns zuversichtlich und optimistisch in die Zukunft schauen.
Der LV Sachsen im phe.v. war auch bei dieser Veranstaltung mit einem Infostand vertreten, wobei die neue Patientenbroschüre „PAH – Das will ich wissen…“ sowohl bei Ärzten als auch bei Patienten sehr begehrt war. Einen Blick dort hinein kann ich sehr empfehlen.
Viele Vertreter der Industrie und Pharmazie stellten ihre neuesten „Produkte“ aus und beantworteten viele Fragen.
Für das leibliche Wohl in den Tagungspausen war dank der Sponsoren vorzüglich gesorgt.
Vielen Dank!
Heike Meinert