Für unser erstes Patiententreffen im Jahr 2017 hatten wir einen guten Tag gewählt, den 5. Mai, den Welt-PH-Tag!
Nach vielen Jahren trafen wir uns wieder einmal im Küchwald, im städtischen Klinikum Chemnitz. Einige Patienten und Angehörige kennen das Klinikum von ihren Aufenthalten und Erstdiagnosen zur PH. Die Klinik ist zwar kein Lungenhochdruckzentrum (Die Latte liegt zu hoch, sagte Prof. Hammerschmidt), hier wurden jedoch eine Reihe von Patienten diagnostiziert und die Klinik betreut sie weiterhin in Zusammenarbeit mit den Unikliniken in Dresden und Leipzig.
Unsere Gastgeber, Begleiter, Referenten, Zuhörer und beliebte Gesprächspartner an diesem Nachmittag waren Prof. Dr. S. Hammerschmidt und OA Dr. M. Neuhauss.
Das Team um Prof. Hammerschmidt stellte uns zu Beginn der Veranstaltung einen sehr gut mundenden Imbiss zur Verfügung. So herrschte schnell eine entspannte Atmosphäre, bei der sich alle über die zurückliegenden Ereignisse und Erlebnisse austauschten. Es war immerhin schon ein halbes Jahr seit dem letzten Treffen vergangen. Frau Apitz verteilte schon die Einladungen für unser Treffen am 17.06.2017 am Zwenkauer See anlässlich des 15jährigen Bestehens des Landesverbandes. Sie hatte auch ein sehr schönes selbst gestaltetes „Spendenauto“ mitgebracht.

Nach der Plauderrunde übernahm Ralf Lissel die offizielle Begrüßung zu diesem Treffen und wies dabei auch durch sein T- Shirt „Atemlos… aber nicht tatenlos“ auf den besonderen Tag hin.

Danach gab es ein kurzes Statement von Frau Meinert zur Weiterarbeit im Landesverband.
Anschließend kam Prof. Hammerschmidt zu Wort. Er begrüßte uns sehr herzlich in seinem Haus und stellte sich und die Klinik vor.

Er ist ein „echter Sachse“ und ist über die Stationen Leipzig, Göttingen und Würzburg wieder nach Chemnitz zurückgekehrt. Seit 2014 leitet er die Klinik 4/ Pneumologie.
Das Klinikum ist ein Krankenhaus der Maximalversorgung und umfasst vier Standorte. Es ist das einzige kommunale Haus in Sachsen (Eigentümer ist die Stadt Chemnitz) und ist 1994 als gemeinnützige GmbH aus den Städtischen Kliniken Chemnitz hervorgegangen. Es umfasst u. a. sowohl Medizinische Berufsschule als auch Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Leipzig und Dresden sowie eine Betriebskindertagesstätte.
Die Pneumologie hat 150 Betten, davon 16 auf der Intensivstation, für die Belegung zur Verfügung und arbeitet nach dem Case Management. Für den Patienten bedeutet das, wenn er in die Klinik kommt, sind seine Termine für die Untersuchungen in der Funktionsdiagnostik bereits alle schon geplant.
Es gibt 4 Spezialambulanzen (Lungenhochdruck/Vaskulitis, Lungenfibrose, Tuberkulose und Thorakale Onkologie) zu denen die Patienten durch die Zuweisung durch einen niedergelassenen Lungenfacharzt kommen.
Nach der ausführlichen Darstellung bedankte sich Prof. Hammerschmidt mit ein paar witzigen Worten für das Präsent, welches ihm Ralf überreichte.
Nun sprach OA Dr. Neuhauss über Sterben und Tod, einem schwierigen aber sehr interessanten Thema. In seinem Vortrag „Arzt-Patientenkommunikation bei schweren Erkrankungen“ zeigte er uns auf, wie sich die Patientenaufklärung in den Jahren gewandelt hat.
1961 bestand das Prinzip der Fürsorge, das heißt der Arzt entscheidet, was gut ist für den Patienten. Heute besteht das Prinzip der Autonomie, der Patient entscheidet. Das setzt voraus, dass dieser auch informiert ist. Mögliche Gesprächsthemen sind dabei Diagnose, Therapie und Prognose aber auch Sterben. Von Bedeutung sind dabei auch immer der Gesprächsrahmen, der Kenntnistand des Patienten und evtl. die Anwesenheit von Angehörigen. Wir alle haben selbst schon erfahren, wie eingeschränkt die Aufnahmefähigkeit sein kann, deshalb sind auch Gesprächswiederholungen wichtig.
Welche Auswirkungen das Wissen über seinen eigenen Krankheitszustand haben kann, erläuterte uns Dr. Neuhauss am Bsp. von Theodor Sturm.
Was den schwerkranken Patienten im Krankenhaus wichtig ist, zeigt eine Werteskala. An oberster Stelle stehen die „Behandlung mit Respekt und Würde“, „Vertrauen ins Personal“ sowie „Höflichkeit und Verfügbarkeit des Personals“ und die „Kontinuität der Behandlung“ und reichen über „Ausreichend Zeit für Arztgespräche“ bis zu „Beteiligung von Familien und Freunden“.
Wie stark sich z. B. die Einstellung zur Chemotherapie zwischen Arzt und Patient unterscheiden kann, machte eine Übersicht sehr deutlich. Sobald man selbst betroffen ist, sieht es anders aus. Dies haben sicher schon einige von uns selbst erfahren.
Optimismus ist wichtig, aber man darf auch negative Gedanken haben. Wichtig dabei ist die emotionale Unterstützung. Der Arzt muss helfen und die Wahrheit sagen.
Es hat sich gezeigt, wenn Palliativpatienten früher betreut werden, lebt der Patient länger, es hat auf Ängste keinen Einfluss, die Patienten sind weniger depressiv und haben ein besseres Krankheitsverständnis. Fehlende Gespräche über das Ende des Lebens bedeuten eine schlechtere Lebensqualität der Patienten, der Angehörigen und der Behandler.
Zusammenfassend konnte Dr. Neuhauss feststellen, dass es von Bedeutung ist, die Individualität des Patienten zu berücksichtigen, als Arzt verfügbar zu sein, Wiederholungen zum Krankheitsverständnis beitragen, schwierige Themen wie Prognose und „End of Life“ nicht auszuschließen sind und Unterstützung sowie Alternativen aufgewiesen werden sollten.
Abschließend beantwortete Dr. Neuhauss noch einige Fragen.
Auch er bekam nach dem sehr emotionalen Thema ein kleines Präsent überreicht.
Zum Abschluss des Treffens verwies Ralf Lissel auf die bevorstehenden Termine und Höhepunkte in diesem Jahr.
Einige Gespräche zur Verarbeitung des Gehörten schlossen sich an, bevor alle wieder ihre Heimreise antraten.
H. Meinert