Für unser 2. Patiententreffen in diesem Jahr konnten wir den Chefarzt der medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie PD Dr. med. Christian Opitz von der DRK Klinik Berlin/Westend gewinnen. Nach Jahren der „Abstinenz“ waren wir am 18.Juni wieder zu Gast bei ihm. Auf unserem Programm stand ein Vortrag von Dr. Opitz zum Thema „Neues aus Nizza 2018“, anschließend die Darstellung eines Krankheitsverlaufs mit Diagnostik, Behandlung und Ergebnis für den Patienten (Kasuistik) durch Oberarzt Dr. med. Zorn und zu Letzt stellte uns Dr.med. Eike Langheim Leiter Innere Medizin, Kardiologie, Sozialmedizin vom REHA Zentrum Seehof der DRV-Bund die kardiologische REHA seiner Einrichtung vor.
Nach Mittagessen und Begrüßung durch unseren Landesleiter Dr. Katzberg hieß uns Dr. Opitz herzlich willkommen. Nach Vorstellung des Teams der ASV Ambulanz nach §116b und einigen Worten zur Organisation der Spezialambulanz berichtete er uns über die aktuellen Entwicklungen von der Weltkonferenz 2018 in Nizza.
Alle 4 Jahre findet diese Weltkonferenz als Treffen der Wissenschaftler und Ärzte, die sich mit dem Lungenhochdruck beschäftigen, statt. Dort werden Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie gegeben und sich zu neuen Erkenntnissen rund um die PH ausgetauscht. Also 3 Tage intensiver Gedankenaustausch und Diskussion.
Neben dieser regelmäßigen Weltkonferenz sind auch die speziellen Fachgesellschaften regelmäßig aktiv. Dort werden die Leitlinie zur PH festgelegt.
Die Fachgesellschaften für Pneumologen und Kardiologen schreiben ihre Leitlinien abgestimmt, gemeinsam. International hat man leider noch keinen Konsens erreicht. So sind die europäischen und amerikanischen Leitlinien nicht 100 %ig gleich.
Die diesjährige Weltkonferenz hatte also nichts mit den Leitlinien zu tun. Diese werden erst im nächsten oder übernächsten Jahr neu rauskommen, so die Einschätzung von Dr. Opitz.
Dieses Jahr wurde ausführlich darüber diskutiert: „Was ist Lungenhochdruck eigentlich.“
Die Symptome sind klar, der Arzt kommt aber nicht sofort auf Lungenhochdruck, weil die Symptome auch auf viele andere Krankheiten hinweisen. Nicht Jeder der müde ist und Luftnot hat, hat PH. Deshalb haben die Patienten teilweise eine lange Odyssee hinter sich, bis eine eindeutige Diagnose erstellt wird. Je früher die PH erkannt wird, desto besser, effektiver kann sie behandelt werden.
Diskussionsthema war: Ab welchem mittleren Druck in der Lunge reden wir vom Lungenhochdruck?
Der mittlere Druck beim gesunden Menschen beträgt 14 mmHg (also 1/10 des Körperkreislaufs). In der Mathematik wird die obere Grenze als Mittelwert + doppelte Standardabweichung definiert, also wären dies 20 – 21 mmHg mittlerer Druck in der Lunge.
Lungenhochdruck wird bei mittlerem Druck >25 mmHg ( also obere Grenze + Sicherheitsabstand) diagnostiziert.
Würde man diesen Wert auf 20 – 21 mmHg absenken (was möglich wäre), ist folgendes zu bedenken.
Vorteil:
Nachteil:
Weitere Diskussionspunkte in Nizza waren, Änderung der Messwerte Rechtsherzkatheder bei Belastung von PH Patienten. Über den Lungendruck bei Belastung gibt es nur wenige belastbare Erkenntnisse.
Die bekannte Klassifikation der PH in die 5 WHO Gruppen hat sich nur minimal bezüglich des Erkenntnisstandes in der Gruppe 4 geändert.
Die Gruppe 4 umfaßt Patienten mit:
1. akuter Lungenembolie (LAE)
2. Chronisch thromboembolischer pulmonaler Hypertonie (CTEPH)
Diese 2. Gruppe umfaßt Patienten, die jahrelang keine Beschwerden hatten, deren Lungengewebe langsam vernarbte und sie Luftnot bekamen.
Hier hilft nur die OP. Mit der Methode der pulmonalen Ballonangioplastie (BPA)
können die nicht durchbluteten Lungenbereiche sichtbar gemacht werden und mit einem Ballon in einer OP aufgeweitet werden.
Bevor Dr. Opitz noch auf einige Fragen der Diagnostik einging, stellte er uns noch den Vorschlag des Weltsymposiums 2018 zur Risikoeinschätzung vor.
Prognoseparameter | geringes Risiko < 5% ( pro Jahr) | mittleres Risiko 5 - 10% | hohes Risiko > 10% |
---|---|---|---|
WHO Klasse (NYHA) | I, II | III | IV |
NT-pro BNP oder RAP | < 300 ng/l < 8 mmHg | 300 - 1400 ng/l 8 - 14 mmHg | > 1400 ng/l > 14 mmHg |
CI oder SvO2 | > 2,5 l/min > 65 % | 2,0 - 2,4 l/min 60 - 65 % | < 2,0 l/min < 60 % |
fröhliche Patienten
Im Folgenden stellte uns Dr. Zorn die Krankheitsgeschichte einer PH Patientin mit denkbar schlechter Ausgangssituation und großem Kinderwunsch vor, die nach mehrjähriger erfolgreicher Behandlung, mit der Verbesserung ihrer Werte, sich diesen Wunsch erfüllte.
Wir waren alle tief beeindruckt.
Den Vortrag von Dr. Langheim über die REHA Klinik der DRV-Bund und die kardiologische Reha nahmen alle interessiert zur Kenntnis, ohne hier weiter auf die Einzelheiten einzugehen.
In der Informationsbroschüre unseres Landesverbandes werden wir für alle, die auf der Veranstaltung nicht anwesend sein konnten, dazu näher berichten.
Teilnehmer während des Vortrags
Unsere Teilnehmer waren über den Erkenntnisgewinn aus dieser Veranstaltung sehr erfreut und stellten die Fragen, die sie bewegten, an die Vortragenden.
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