Meine Krankheitsgeschichte als ein unglaubliches Beispiel einer Covid-19-Infektion:
Die Großeltern über 70, mein Mann und ich, haben das Problem, dass die Tochter mit Familie (zwei Kinder mit 10 und 15 Jahren und Ehemann) in den Obergeschossen unseres Hauses wohnen und über Flur, Treppenhaus, Durchgang Küche zum Keller und zum Waschmaschinenraum Kontaktmöglichkeiten da sind, – in Corona-Zeiten extrem eingeschränkt, 2 m Abstand. Beim direkten Gespräch: Maske auf!
Wunderbar, in Großfamilie zu leben, da man sich gegenseitig unterstützen und helfen kann!
Schrecklich in Corona-Zeiten! Das Grüßen – wenn überhaupt – auf die Ferne, Gespräche zwischen Zimmermitte und Zimmertür – nur keine direkten Kontakte, seit einem Jahr keine Umarmungen mehr, keine gemütliche Essensrunde, kein Vorlesen, kein gemeinsames Spielen oder Fernsehabende …
Testvergabe vor Weihnachten nach dem „Windhundprinzip“:
Dann kam Weihnachten. Die junge Familie wollte sich vor dem gemeinsamen Fest mit den Großeltern im Haus testen lassen, sie hatte über die Zeitung erfahren, dass es das Angebot in Baden-Württemberg vom Roten Kreuz gab. Leider waren alle telefonischen Kontakte mit den tabellarisch veröffentlichten Teststellen vergeblich.
Tags drauf haben wir aus der Zeitung erfahren: Nach Veröffentlichung waren um 10 Uhr bereits alle Test-Termine vergeben gewesen. Wir gehörten also zu denen, die zu spät dran gewesen waren.
So saßen wir mit großem Abstand an zwei Tischen beim gemeinsamen Weihnachtsessen, haben viel gelüftet, setzten danach wieder die Masken auf. Es ist auch nichts passiert.
Infektionen ohne Corona-typische Symptome – Spreader am Altjahrabend:
Es ging allen Besuchern – wieder – ganz gut. So haben wir nochmal nach diesem Muster gemeinsam gegessen, vielleicht 15 Minuten ohne Maske!
Im Nachhinein wurde mir bewusst, dass der 15-Jährige nach den Weihnachtstagen von Kopfweh gesprochen hatte und es gehe ihm nicht gut. Er hatte sich zwei oder drei Tage in sein Zimmer und wohl auch ins Bett zurückgezogen. Ich fragte schon, was mit ihm wäre: „Nur eine Erkältung!“
Tags drauf holte sich meine Tochter einen Kübel zum Melissendampf – Inhalieren. Darauf angesprochen: Sie habe einen seltsamen Schnupfen und habe Schwierigkeiten beim Atmen. Auch sie legte sich häufig hin. „Uns geht’s wieder gut“ war Ende Dezember der Tenor bei meiner Tochter und meinem großen Enkel!
Infiziert haben muss ich mich, die Oma, beim gemeinsamen Essen zum Jahresende, – vielleicht eine Viertelstunde ohne Maske. Wir saßen wieder mit großem Abstand an zwei aneinandergeschobenen Tischen beim Essen und zwischendurch wurde gelüftet. Danach gingen wir auseinander.
Erste Anzeichen spürte ich Tage später: Ich war im Glauben, ich hätte eine Bronchitis. Am 05.01.21 wurde es mir zunehmend beschwerlicher. Das Ärztezentrum, in dem meine Hausärztin arbeitet, hatte zwischen Weihnachten und den Heiligen Drei Königen zugemacht: bis 10.01.2021 Urlaub, keine ärztliche Betreuung! Im Notfall hätte ich mich in die Klinik begeben müssen …
In meiner Not habe ich mich schon mal mit Antibiotika aus der Hausapotheke antherapiert – da liegt für Notfälle immer eine Packung bereit. Ich glaube, das war mein Glück! Es waren nämlich schlimme Fieberträume und Atemschwierigkeiten, komischerweise blieb das Fieber bei etwas über 38 °C.
Aber da ich ja außerdem immer mit Sauerstoff (4 l) versorgt bin, habe ich die Infektion in der Lunge doch überwunden.
Die Temperatur schwankte zuletzt noch zwischen 37 °C am Morgen und 38 °C am Abend.
In die Klinik „Schillerhöhe“, eine Abteilung des Robert-Bosch-Krankenhauses für Lungenleiden, hätte ich in Coronazeiten nur in höchster Not gewollt!
Covid-19-nachgewiesen:
Dann holten wir uns einen Termin am 1. Arbeitstag meiner Hausärztin, dem 11.01.2021. Mein Mann fuhr und stützte mich. Sie hatte Covid-Sprechstunde – und wie sie bei mir erhöhte Temperatur abgelesen hatte, machte sie bei uns beiden einen Abstrich.
Am 12.01. zeigte mir meine Tochter, wie man das Q-Quadrat für die Corona-App abfotografiert und da leuchtet uns gleich rot der positive Bescheid entgegen. Gleich mit der Tochter die Kontakte durchgegangen und ins Corona-App-Tagebuch eingetragen: die 4 Personen der jungen Familie oben notiert und vom 05.01.21 die Therapeuten, die mich 2 1/2 Stunden mit FFP2-Maske massiert hatten, Dann kam der Anruf der Ärztin, ich sei positiv, mein Mann negativ.
Azithromycin 500, 3 Tabletten
Ich solle jetzt sofort das Präparat nehmen gegen Covid-19, dass sie mir beim Abstrich schon als Rezept für alle Fälle mitgegeben hatte: Ein gutes Anti-Covid-Präparat! Es schlug sofort bei mir an, das Fieber fiel in kleinen Schritten. So verschrieb sie mir nochmals 3 Tabletten, da war die Körpertemperatur wieder normal. Wenn’s nicht anschlüge, hatte sie mir gesagt, solle ich mich in die „Schillerhöhe“ begeben. Das war nicht mehr nötig!
Von 6 im Haus 3 infiziert! Mit Bekanntwerden meiner Covid-19-Infektion machte meine Tochter für ihre Familie als Kontaktpersonen sofort Abstrich-Termine in Ludwigsburg – der größere Enkel und meine Tochter waren positiv, Schwiegersohn und die kleinere Enkeltochter: negativ.
Tochter Bärbel organisierte die Isolierung der Erkrankten auf ein bestimmtes Bad, jeder solo in seinem Schlafraum, die Männer kochten für alle, die Infizierten bekamen das Essen aufs Zimmer. Die Ortspolizeibehörde suchte uns auf. Das Gesundheitsamt rief an und erkundigte sich nach dem Befinden: Da das Fieber nicht sofort gefallen war, wurde meine Quarantäne via amtliches Schreiben der heimischen Behörde bis 20.01.2021 verlängert.
Letztlich waren 4 von 6 Personen Covid-19-positiv!
Die Tochter fuhr ein weiteres Mal mit der Familie zum Abstrich und durfte als Kontaktperson das auch: Da kam die jüngste Enkelin mit 10 Jahren positiv hinzu: Sie hatte sich im Lockdown und während der Quarantäne in der Familie angesteckt, wie es zuvor vom 15-jährigen Enkel auf die Mutter auch gegangen war. Sie zeigte keinerlei Symptome, war immer fröhlich mit viel Bewegungsdrang.
Also: trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und Isolierung gab es eben doch Übertragungswege! Damit endeten grundsätzlich Begegnungen mit der jungen Familie, den Enkeln – und wenn, nur mit Masken.
Die in der Presse genannten Symptome tauchten so nicht auf!
Kein Kratzen im Hals! Vielleicht bei mir mit COPD und Lungenhochdruck eine leichte Reizung. Ich habe mir in solchen Fällen mittags und nachts beim Schläfle ein warmes Kirschkern-Kissen um den Hals gelegt, von daher wurde dies gar kein Problem.
Kein trockener Husten, vielmehr vollgeschleimt! Ich habe viel inhaliert mit bronchienerweiternden Medikamenten in Mucoclear-Salzlösung und das Inhalations-Cortison Foster statt verschriebener 2 x / Tag ein 3. Mal am Tag eingesetzt.
Kein hohes Fieber! Es waren wohl leichte Verläufe bei uns allen, aber mit gravierenden Folgen, an denen wir Erwachsenen bis jetzt immer noch laborieren. 10 Tage später war die extreme Reizung der Bronchien/Lunge überwunden. Aber ich fühle mich weiterhin noch schwach, könnte dauernd schlafen, wie halt nach einer überstandenen Virusinfektion.
Nun hoffe ich doch bald auf Impfung! Nur: sobald ich 70 Jahre bzw. 73 bei meinem Mann eingegeben habe, folgt die Nachricht, dass wir noch nicht dran sind!
Beim nächsten Arztgespräch werde ich um ärztliche Unterstützung bitten als Hochrisikopatientin:
Und zwar für mich und mein (pflegendes) Umfeld. Als lebenslange Asthma-COPD-Lungenhochdruck-Patientin, die sich noch mit Diabetes 2 und einem 6 Jahre überstandenen Merkel-zell-Karzinom herumschlägt, fühle ich mich von dem Covid-19 Virus bedroht. Ich bin in Pflegestufe 2 eingeteilt, brauche zeitweise Unterstützung durch meinen Mann und meine Tochter.
Mein Mann zählt mit Bluthochdruck ebenso zu den Risikopatienten.
Brigitta Isermeyer
Vaihingen/Enz