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„Es ist nicht von Bedeutung, wie langsam du gehst, solange du nicht stehenbleibst.“

Gabriele Wendland, Karlsruhe 

Dieses Zitat des chinesischen Philosophen Konfuzius hängt bei Gabriele Wendland am Kühlschrank. „Wie eigens für mich formuliert – Ich bin vom Rennpferd zur Schnecke mutiert“, sagt die Karlsruherin lachend. Ihren Humor hat sich die zierliche Frau trotz schwerer Krankheiten bewahrt. Sie lebt unter anderem mit Lungenhochdruck und ist auf Sauerstoff angewiesen. In ihrer großzügigen Altbauwohnung steht ein Sauerstofftank; dank eines Verlängerungsschlauchs kann sie sich dennoch frei bewegen und den Blick über die Stadt genießen. Außerhalb des Hauses ist sie mit Rollator und Auto mobil, nimmt an Sprachkursen teil und besucht Vorstellungen am Badischen Staatstheater. Ballett liebt sie besonders. 

„Ich weiß schon, was ich mir zumuten kann und was nicht,“ erklärt Gabriele Wendland selbstbewusst. In Bewegung bleiben, das war der Karlsruherin schon immer wichtig. 1947 geboren, trieb sie von Kind an viel Sport. „Ich bin in einem Geschäftshaushalt aufgewachsen, wir waren alle umtriebig.“ Die Metzgerei ihrer Familie ist seit über 100 Jahren in Karlsruhe und Umgebung bekannt. Gabriele besuchte ein Internat in der Schweiz und machte eine Ausbildung zur Metzgereiverkäuferin. Auch nach ihrer Heirat und der Geburt ihrer Tochter half sie immer wieder in der Metzgerei aus. Ihr geliebter Mann verstarb vor einigen Jahren. Die Tochter, von Beruf Erzieherin, ist ihr eine wichtige Stütze. Dies gilt aber auch umgekehrt. „Meine Tochter sagt immer: Ich möchte, dass du noch lange da bist.“ 

Gabriele Wendland hat einige schwere Diagnosen erhalten. 2006 wurde ihr eine Niere wegen Krebs entfernt. 2008 wurden Autorimmunerkrankungen festgestellt: systemische Sklerodermie und CREST-Syndrom. 2011 erforderte ein Sehnenriss am linken Fuß eine Operation; ein Krankenhauskeim kam hinzu. Was folgte, waren lange Bettlägerigkeit, Rollstuhl und Gehstützen. 2013 erlitt sie einen Herzinfarkt und bekam vier Stents. 2017, nach einem Zusammenbruch während einer Reha, erhielt Gabriele Wendland zwischen Weihnachten und Silvester die Diagnose assoziierte pulmonale arterielle Hypertonie: Der Lungenhochdruck hängt bei ihr mit dem CREST-Syndrom zusammen. Seitdem erhält sie spezielle Medikamente, neuerdings auch das Biologikum Sotatercept, das den Umbau der Lungengefäße stoppen kann. 

Seit 2018 ist Gabriele Wendland Mitglied des Vereins pulmonale hypertonie e.v. „Der Verein hat mir sehr geholfen, beispielsweise bei der Feststellung des Behindertengrads.“ Wendland hat auch einen Parkausweis für Behindertenparkplätze, auf die sie wegen der schweren Herz- und Lungenerkrankung angewiesen ist. „Mein Ziel ist, so lange wie möglich selbstständig zu bleiben. Dabei machen Kleinigkeiten viel aus.“ Gabriele Wendland liebt farbenfrohe Kleidung, kocht gern und hält regen Kontakt zu Freunden und Bekannten. Mit Unterstützung ihrer Tochter verwaltet und saniert sie überdies das von ihrem Vater geerbte Mietshaus. Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner kennt sie seit Jahrzehnten. „Was die Krankheit betrifft, hilft es mir, sie zu verstehen. Ich betrachte sie nicht als Feindin, sondern mache sie mir zur Freundin und erlebe mit ihr so viel, wie es eben geht.“ 

Bericht: Sibylle Orgeldinger

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