
“In der Familie geborgen, für die Familie stark!”
Angelika Matthis, Bruchsal
Von dem Tag an, als Angelika Matthis die schwerwiegende Diagnose Lungenhochdruck erhielt, war ihr wichtigster Gedanke: „Ich muss überleben, der Kinder wegen.“ Ihre beiden Töchter waren noch klein, als Angelika Matthis, die damals mit Mann und Kindern im fränkischen Erlangen lebte, die ersten Beschwerden verspürte. Manchmal fiel das Treppensteigen ihr schwer. Sie hatte öfter Husten, was sie von sich gar nicht kannte. 2001 zog die Familie nach Nordbaden, zunächst nach Bad Schönborn, dann nach Bruchsal. Angelika Matthis erinnert sich an einen schönen Frühlingstag: Die Sonne schien, die Osterglocken blühten – und sie schaffte es nicht mehr, mit dem Fahrrad einen Hügel zu bezwingen.
Sie suchte einen Pneumologen auf, der sie wiederum zu einem Kardiologen schickte. Die Ärzte diagnostizierten Lungenhochdruck und empfahlen körperliche Schonung. „Ich habe mich dann so halb ins Bett gelegt.“ Eigentlich hatte die ausgebildete Krankenschwester geplant, nach der Familienpause in ihren Beruf zurückzukehren. Doch dies war nun ausgeschlossen. Ihr Zustand verschlechterte sich so sehr, dass zunächst ein stationärer Aufenthalt im Universitätsklinikum Heidelberg erforderlich wurde. Am Universitätsklinikum Gießen erhielt Angelika Matthis dann die ursächlichen Diagnosen: Mediastinitis und Lungenfibrose. Mediastinitis ist eine Entzündung des Raums zwischen den Lungenflügeln. Sie kann die Entwicklung einer Lungenfibrose begünstigen, bei der das Lungengewebe vernarbt. Dies wiederum kann zu Lungenhochdruck führen. Angelika Matthis wurde zunächst mit hochdosiertem Cortison behandelt. Sie war insgesamt 16 Mal stationär in Gießen, überstand mehrere Lungenentzündungen, zwei Mal eine lebensbedrohliche Sepsis. In jenen schweren Jahren zwischen Klinik und Zuhause war ihr Mann, von Beruf Software-Entwickler, ihr eine große Stütze. „Er hat alles mitgetragen.“
Unterstützung erhielt Angelika Matthis auch vom Verein pulmonale hypertonie e.v. (ph e.v.). Sie lernte den mittlerweile verstorbenen Gründer und ersten Vorsitzenden Bruno Kopp, der selbst von Lungenhochdruck betroffen war, persönlich kennen und bewunderte sein enormes Engagement. Seit rund 20 Jahren ist Angelika Matthis selbst Mitglied von ph e.v. und äußert sich beeindruckt von der Öffentlichkeitsarbeit und der internationalen Vernetzung des Vereins. Allen, die ebenfalls an Lungenhochdruck erkrankt sind, rät sie, die eigenen Schwächen anzuerkennen, zugleich aber die Hoffnung nicht aufzugeben. Für Angelika Matthis, die inzwischen 60 Jahre ist, hat sich diese Strategie bewährt. „Mir geht es verhältnismäßig gut – dafür bin ich sehr dankbar.“ Sie nimmt das Medikament Sildenafil und führt bei Bedarf Sauerstoff zu. Mittlerweile kann sie sogar leichtes Krafttraining und Walking betreiben. Ihre Töchter sind erwachsen, leben in Karlsruhe und Berlin. Aber die Verbindung bleibt stark. „Ich bin eben ein Familienmensch.“